EACVA kommentiert den IVS Exposure Draft 2023
Die EACVA hat am 25.07.2023 zur Entwurfsfassung der ab 2024 geltenden International Valuation Standards (IVS) Stellung genommen und diese kommentiert. Neben diversen Hinweisen zu formalen Korrekturen und einer verbesserten Stringenz, war ein wesentlicher kritischer Hinweis die geplante Einführung des Begriffs „Valuation Risk“ mit folgender Definition: “The risk that the resultant value is not appropriate for its intended use”. Der Begriff „Valuation Risk“ wird in der geplanten Neufassung der IVS 35 Mal verwendet, davon 30 Mal imStandard IVS 500 Financial Instruments, aber auch 5 Mal im IVS 100 Valuation Framework und IVS 106 Documentation and Reporting, welche sich auch auf Unternehmensbewertung und Bewertung immaterieller Werte beziehen. Die EACVA hat dringend empfohlen, anstelle des Begriffs „Valuation Risk“ den Begriff „Valuation Deficiencies“ mit folgender Definition zu verwenden “Individual or organisational defects that lead to a value which is not appropriate for its intended use”. Hintergrund ist, dass der Begriff Risiko in der Unternehmensbewertung und zahlreichen anderen Disziplinen nicht als fehlerhafte Daten- oder Modellanwendung aufgrund mangelnder Kompetenz verstanden wird, sondern als negative Abweichung (Downside Risk) bzw. als positive/negative Abweichung von einem erwarteten Wert.
Veränderte geopolitische Rahmenbedingungen verändern häufig auch die Risikoeinschätzung von Geschäftsmodellen. Nach 11 Jahren aktualisieren daher Gleißner/Kamarás die Bewertung der Rheinmetall AG in diesem Heft. Klimabedingte Transformationsrisiken und Zinsänderungsrisiken wirken auf die Bewertung von Strom- und Gasverteilnetzen. Dies zeigen Straßer/Fimpel/Klee in Ihrem Beitrag. Länderrisiken sind Gegenstand der Rechtsprechung, jüngst des OLG Frankfurt/M. am Beispiel von Minderheitsbeteiligungen an afrikanischen Banken. Dieses Urteil kommentiert Ruthardt in der aktuellen Ausgabe.
Bedanken möchte sich die EACVA bei allen Mitgliedern, die Ende letzten Jahres an der Umfrage zu Bewertungsverfahren in der DACH-Region teilgenommen haben. Die Auswertungen der Ergebnisse von Spahlinger/Knoll finden Sie in diesem Heft.
Wir wünschen Ihnen wieder viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe des BewertungsPraktikers und sind für Anregungen und Ideen zu Inhalten oder Rubriken sehr dankbar.
Andreas Creutzmann (Vorstandsvorsitzender EACVA) und Wolfgang Kniest (Geschäftsführer EACVA)
Tim Spahlinger, M.Sc. / Prof. Dr. Leonhard Knoll: Bewertungsverfahren in der DACH-Region – eine Umfrage unter EACVA-Mitgliedern
Der Beitrag beschreibt die Ergebnisse einer Umfrage unter EACVA-Mitgliedern zur Unternehmensbewertung. Trotz einiger statistischer Einschränkungen kann der bisherige Wissensstand zu in der DACH-Region verwendeten Bewertungsverfahren damit gefestigt und gleichzeitig differenziert werden, weil die Resultate sowohl nach Berufsgruppen der Bewerter als auch nach Bewertungsanlässen klassifiziert werden.
WP/StB Thomas Straßer, CVA / StB Andreas Fimpel, Dipl.-Bw. (FH), CVA / David Klee, M.Sc., CVA: Bewertung von Strom- und Gasverteilnetzen in Zeiten der Transformation der Energieversorgung und eines dynamischen Zinsumfelds
Die Besonderheiten bei der Bewertung von Strom- und Gasverteilnetzen stellen in der Bewertungspraxis hohe Anforderungen. Dies gilt insb. unter Berücksichtigung der sich rasant verändernden Rahmenbedingungen im Hinblick auf die klimabedingte Transformation der Energieversorgung und des dynamischen Zinsumfelds i.V.m. dem bestehenden Regulierungsrahmen. Dieser Beitrag soll anhand der aktuellen Veränderungen die systematischen Wechselwirkungen mit dem Regulierungsrahmen herausarbeiten und deren Relevanz für die Bewertung von Strom- und Gasverteilnetzen aufzeigen.
Prof. Dr. Werner Gleißner / Endre Kamarás: Die Bewertung der Rheinmetall AG unter Beachtung von Ertrags- und Insolvenzrisiken: Update der Analyse im BWP 2/2012
Das Verhältnis von Preis und Wert ist die wesentliche Basis für Kapitalanlageentscheidungen, weil Aktionäre naheliegenderweise unterbewertete Unternehmen, also solche mit niedrigem Preis-Wert-Verhältnis, suchen. Breit angelegte Studien zeigen, dass mit der Selektion von Unternehmen mit günstigem Preis-Wert-Verhältnis mit Hilfe der hier dargestellten risikoadäquaten Bewertung zur Bestimmung des Preis-Wert-Verhältnisses hohe risikoadjustierte Überrenditen auf dem Kapitalmarkt erreicht werden können. Diese Überrenditen lassen sich auf eine Annäherung der aktuellen Börsenkurse an den fundamentalen Wert interpretieren, was anhand des Beispiels der Rheinmetall Aktie gezeigt wird.
WP Dr. Frederik Ruthardt, CVA: Zur Bewertung von in Fremdwährung operierenden ausländischen Beteiligungen nach der direkten Methode sowie zu alternativen Möglichkeiten der Berücksichtigung von Länderrisiken
Das OLG Frankfurt/M. hat sich in dem Beschluss vom13.01.2023 mit der Bewertung einer insb. Minderheitsbeteiligungen an afrikanischen Banken haltenden Holding-Gesellschaft nach dem „Sum-Of-The-Parts“-Ansatz auseinandergesetzt. Der Beschluss enthält Ausführungen zur Bewertung in einem internationalen Kontext (direkte Methode, Inflationsdifferentiale, Länderrisikoprämien), die in der Bewertungspraxis häufig eine Herausforderung darstellt.
Prof. Dr. Bernhard Schwetzler, CVA / Franziska Rath, M.Sc.: Betafaktoren
In dieser Ausgabe finden Sie Daten aus Refinitiv Eikon zum Stichtag 15.07.2023. Die Zusammensetzung der Branchen orientiert sich an der offiziellen Brancheneinteilung des Prime Standard (Prime All) der Deutschen Börse AG.
Es wurden quartalsweise 2-Jahres Betas mit Tages-Returns über 2 Jahre berechnet. Das 5-Jahres Beta wurde mit Monats-Returns über 5 Jahre berechnet. Als Marktindex dient der CDAX der Deutsche Börse.
Als Mitglied der EACVA können Sie dieses Heft im internen Mitgliederbereich in der Rubrik BewertungsPraktiker herunterladen.